Dienstag, 2. Februar 2021

Das Ende vom Vagabundenleben!


Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!

Um es vorneweg zu nehmen: es geht uns gut! Aber vieles ist nicht so gekommen wie ursprünglich geplant und gehofft. Unser Vagabundenleben hätte, nach Heiner's Idee, gut und gern noch etwa drei bis vier Jahre weitergehen können. Jetzt und in naher Zukunft sind die Reiseaussichten alles andere als rosig. So lockt es uns nicht.

Unser unterwegs sein und die Reiserei ist vorbei. Wir konnten es drehen und wenden wie wir wollten, immer war das Ergebnis: nein, so wollen wir es nicht. Das Ganze schlug mir aufs Gemüt, ich war gefangen im Strudel der tristen Gedanken und Empfindungen. Ende Jahr wurde die Entscheidung überfällig, wir mussten handeln. 

Wir studierten die Wohnungsinserate, grenzten ein, sortierten, rechneten, telefonierten und besichtigten einige in Frage kommenden Objekte. Wir erhielten die Zusage für eine Altbauwohnung im Dorfkern von Oberdorf. Idealerweise stand die Wohnung leer, wir konnten sogleich mit dem Umzug beginnen. Seit Mitte Januar sind wir glückliche Mieter einer sehr günstig gelegen Wohnung.

Wir sind also sesshaft geworden. Das Wohnmobil steht neben dem Haus und wird ab jetzt, wie bei den meisten Wohnmobilbesitzern, für Ferien und kleinere Fahrten eingesetzt. Wir werden wohl nicht mehr monatelang unterwegs sein. Man wird müde, mag emotional und körperlich nicht mehr so viel bewältigen, ist nicht mehr so aufnahmefähig wie noch vor wenigen Jahren.

Es waren tolle Reisen, schöne Erlebnisse, hinterliessen viele Erinnerungen und noch mehr Fotos.

Tja, das war's dann wohl.

Herzliche Grüsse an euch liebe Leserinnen und Leser, vielleicht sieht man sich wieder.

 


Montag, 12. Oktober 2020

08. - 11.10.2020 Rolle - Nyon - Coppet - Genf - Rickenbach


 

Donnerstag und Freitag hatten wir zwei sehr schöne aber auch lange Wanderetappen. Am Abend fuhren wir jeweils mit dem Zug zurück nach Morges und am nächsten Tag zum Anknüpfungspunkt. Die Gegend ist dichter besiedelt, es gab entsprechend mehr Asphaltkilometer für uns. Viele Villen an schönster Lage, mit hohen Mauern oder Zäunen, uneinsehbar bepflanzt oder mit grünem Sichtschutz bespannt, verhinderten unsere freie Sicht auf den See. 


Rolle








 

 

Am Samstag, auf unserer letzten Etappe, wurden wir von Heiner begleitet. 





 Hans fuhr mit dem Zug nach Genf und erwartete uns vor der Kirche Notre-Dame nahe beim Bahnhof. In meinem Buch ist auf der Karte hier der Endpunkt gesetzt, hier wollten wir aufhören. Mit dem Pilgerpass in der Hand und der Maske vor dem Gesicht rüttelten wir an der Tür. Unglaublich! Die ist verschlossen! Wir umrundeten das Gebäude, versuchten es nochmal mit dem selben Ergebnis. Überall sind Corona Plakate angeschlagen, aber kein Hinweis über Öffnungszeiten oder Schliessung. Was machen wir jetzt? Wir wollen doch unseren Schlussstempel! Wir marschierten zum Bahnhof und fragten dort an der Information. Nein, die Dame hat keinen Pilgerstempel. Sie entschuldigte sich und erklärte wo die Tourist-Info ist.

Draussen beratschlagten wir kurz und entschlossen uns, doch noch in die Altstadt zu gehen, den Hügel zu erklimmen und es in der Kathedrale zu versuchen. Es hat viele Leute auf der Strasse und in den Gassen. Ganz so wohl ist mir in diesem Hotspot nicht.

 In der Kathedrale bekamen wir unseren Stempel in den Pilgerpass gedrückt! Jetzt ist unser Weg komplett! Draussen vor der Kathedrale stiessen wir mit mitgebrachtem Apfelschaumwein an. Dazu luden wir ein Pilgertrio aus dem Wallis ein. Sie haben den Weg ab Disentis innert zwei Jahren absolviert. Immer mal wieder eine oder zwei Etappen. Wir erzählen gegenseitig wie wir das Ganz gehandhabt haben. Es ist interessant wie unterschiedlich man das machen kann.


Jetz wären es nur noch 1892 Km! 

Im Zug zurück nach Morges staunen wir selber wie weit wir marschiert sind: 365,8 Kilometer in 29 Wanderetappen. Wobei die Kilometeranzahl in meinen Buch nicht identisch ist mit der Zahl in Christinas Buch. Egal .... es sind viele Kilometer gewesen und wir sind stolz auf unseren Weg vom Bodensee an den Genfersee quer durch die Schweiz.

Am Sonntag reisten wir bereits zurück an unsere Wohnorte bezw. Heiner und ich fuhren nach Rickenbach. In den nächsten zwei Tagen müssen wir grosse Wäsche machen und unsere 'Wohnung' gründlich putzen. Ab Mittwoch sind wir wieder in Oberdorf anzutreffen.

Vorläufig sind keine Reisen geplant.

 

Mittwoch, 7. Oktober 2020

07.102020, Morges - Rolle

Mittwoch. In der Nacht pfiff der Wind durch die Stangen der Segelboote im Hafen hinter uns. Es rauschte in den Bäumen und öfter mal tropfte Regen auf unser Dach. Ich hätte genug von dem S...wetter, möchte endlich wieder mal ohne Regenmontur wandern. Am Morgen sah es einen Moment lang nicht schlecht aus. Rasch verstaute ich die wetterfesten Hüllen unten im Rucksack. Bis wir jedoch startbereit waren, musste ich das Ganze wieder hervorzerren und doch montieren. Um etwas Frust abzulassen äusserte ich einige nicht so schöne Worte.


 

Vom Campingplatz aus konnten wir durch den Hinterausgang direkt auf den Wanderweg. Nochmal ein grosses Stück direkt am See entlang, über St-Prex nach Buchillon. 







 

Dann durch eine Waldlandschaft entlang der Hochwasser führenden Aubonne. Etwas Muffensausen gab es beim Überqueren des laut tosenden Flusses. 


 

Zusätzliche Meter gab es wegen gesperrten Teilstücken auf dem Wanderweg. Schon etwas müde keuchten wir zwischen den Rebbergen Perroy entgegen. Mittlerweile war es beinahe 15 Uhr. Wir hatten seit langem keine akzeptable Sitzgelegenheit mehr gesehen, der Mittagslunch steckte immer noch im Rucksack und die Moral schleifte trotz  der inzwischen deutlich besseren Wetterlage, allmählich am Boden. Da, kurz vor den ersten Häusern ein bequemes Bänkli mit Blick über die Reben auf den See. 


 

Rasch befreiten wir uns von den Rucksäcken und liessen uns auf die Bank sinken. Erst da merkten wir, dass das halbe Hinterteil ins Freie hing ... es fehlten zwei entscheidende Lättli! Man (Frau) richtete sich nach den Gegebenheiten und positionierte den entsprechenden Körperteil nach den Möglichkeiten. Den dringend notwendigen Kaffee bekamen wir bald darauf im Dorf. 

 



Die restlichen Kilometer bis Rolle schafften wir danach 'locker'.

 

Dienstag, 6. Oktober 2020

06.10.2020, Lausanne - Morges

Dienstag. Am späteren Vormittag fuhren wir mit dem Zug zurück nach Lausanne. Den Aufstieg zur Kathedrale schenkten wir uns, gestern sind wir schon genug in der Stadt am Hang herumgestiefelt. Wir nahmen die direkte Linie zum See und bogen dort auf den Uferweg ein. Bei Lausanne Vidy stiessen wir auf die Jakobswegsroute, bloss benötigten wir die Wegmarkierung heute nicht. Es ist recht einfach alles auf dem Uferweg bis zum heutigen Etappenziel Morges zu wandern. Schwierigkeiten bereitete uns zeitweise das Wetter. Windig, manchmal etwas nass, wurden wir geschoben oder gebremst. 








 

Hin und wieder wurde ein Fotostop eingelegt und während einem Regenguss ein Kaffeehalt. Wir erreichten den Campingplatz just in dem Moment als der Himmel einmal mehr die Schleuse öffnete. Egal, jetzt waren wir im Trockenen.

 

Montag, 5. Oktober 2020

03. - 05.10.2020, Chalet-a-Gobet - Mudon - Lausanne



03.10.2020 Lausanne

Samstag. 

Christina hat Geburtstag und das ist Anlass einen wanderfreien 
Tag und einen Stadtbummel zu machen. Bei schönstem Sonnenschein genossen 
wir einen Spaziergang am See und am Abend ein leckeres Nachtessen im 
Restaurant.

04.10.2020, Chalet-a-Gobet - Moudon
Sonntag. 

Heute marschierten wir kurzerhand in die umgekehrte Richtung. 
Dies hatte den Vorteil, dass wir gleich beim Campingplatz starten 
konnten und nicht noch lange auf den Bus warten mussten. Das Wetter war 
am Morgen noch ganz akzeptabel und das wollten wir ausnutzen. 


 

Wegen den kühlen Temperaturen trugen wir die Regenhosen über den Wanderhosen und 
das war bei meinem Sturz von Vorteil. Es passierte bei einem steilen 
Abstieg auf einem Holzsteg. Als Rutschschutz war ein Drahtgeflecht 
darüber gespannt. Bei mir nützte das Ding jedoch gar nicht! Bevor ich 
irgendwie reagieren konnte, knallte ich auf den Hosenboden. Ziemlich 
ungemütlich sass ich auf den schmierigen Planken. Langsam rappelte ich 
mich auf, rieb das schmerzende Hinterteil und probierte die 
Beweglichkeit meiner Beine. Inzwischen hatten zwei Wanderer von hinten 
aufgeschlossen. Sie erkundigten sich, ob ich mich verletzt habe. Der 
junge Mann sagte, ihm sei gerade vorhin das gleiche passiert.
Mit noch grösserer Vorsicht marschierten wir weiter. Der Boden ist vom 
starken Regen sehr aufgeweicht, wir mussten öfters grossen Pfützen 
ausweichen. Auf den Höhen hatten wir heute schöne Sicht auf die Berge. 


 
Aber auch auf die drohenden Regenwolken. Wir schafften es beinahe 
regenfrei bis Moudon. Im Bus zurück machte sich die Müdigkeit deutlich 
bemerkbar. Nur nicht einschlafen und die Haltestelle verpassen!

05.10.2020, Chalet-a-Gobet - Lausanne
Montag. 

Die Männer verschoben unsere fahrenden Hotelzimmer nach Morges. 
Wir nahmen die nächsten Kilometer in Angriff. Auch heute verpackten wir 
uns gut, die Wetteraussichten sahen nicht so erfreulich aus. 



 

Trocken konnten wir starten, trocken erreichten wir die Aussenbezirke von 
Lausanne. 

Während dem Mittagessen beschlossen wir: wir marschieren weiter als  ursprünglich
geplant. Guter Dinge und voller Elan wanderten wir nach dem Essen los. 
Plötzlich hatte ich das Gefühl, meine Schuhe sind zu locker geschnürt. 
An pssender Stelle zog ich die Schnürsenkel fester und da fuhr mir der 
Schreck in die Glieder! Oh nein! Die Nähte lösen sich auf! Beim nächsten 
Regen gibt es ganz schnell nasse Füsse! Betrübt betrachtete ich meine 
geliebten Wanderschuhe. 

 


Bis in die Stadt muss es gehen, aber weiter wage ich es damit nicht mehr. 





Zielstrebig marschierten wir zur Kathedrale, fassten den Stempel und 
machten uns danach auf die Suche nach neuen Wanderschuhen. Im dritten 
Geschäft wurde ich fündig. Inzwischen hatten Regen und Windböen 
eingesetzt. Wir entschieden die heutige Wanderung zu beenden und mit dem 
Zug nach Morges zu fahren.



 

Samstag, 3. Oktober 2020

01. /02.10.2020 Autigny - Romont - Morges

Donnerstag. Die Strecke von Autigny bis Romont können wir nicht rühmen. Bis auf etwa 500 Meter war die ganze Strecke auf Asphalt. Eine der kürzesten Etappen bescherte uns brennende Füsse.


 Je näher wir Romont kamen um so bedrohlicher sahen die Wolken aus. Heiner und Hans warteten auf dem Stellplatz unterhalb der Stadtmauer auf uns. Das Städtchen leuchtetet uns von weitem entgegen und mit Schwung nahmen wir den Aufstieg in Angriff. Exakt in dem Moment als wir auf den Stellplatz einbogen begann es zu regnen. Rasch retteten wir uns in die trockene Behausung. 





 

Etwas später wagten wir uns ins Städtchen. Romont gilt als Zentrum der Glasmalerei der Schweiz. Das Glasmuseum im Schloss ist sehenswert. Unter anderem wird in einem Video gezeigt wie Glasscheiben hergestellt werden. Interessant! Ich wusste nicht, dass zuerst Zylinder geblasen werden, dann ein Schnitt gemacht wird und danach das Ganze im Feuer geöffnet und zu einer Scheibe geglättet wird.




Freitag. Bequem konnten wir direkt vom Wohnmobil aus auf die Jakobswegroute starten. 


 

Die Hoffnung auf weniger Asphalt wurde nicht wirklich erfüllt. Von den 15 Kilometern waren höchstens deren fünf auf Naturstrasse. Das Bergpanorama das man von einem Teilstück aus gesehen hätte war von Nebel verhüllt. 'Jä nu', Hauptsache es regnet nicht. Entlang der Broye marschierten wir stramm auf Moudon zu. 

 


Für die heutige Etappe brauchten wir weniger Zeit als gedacht. Den Pilgestempel konnten wir in der Kirche St. Etienne, am Endpunkt der Tagesetappe, machen. 



 

Danach gab es den obligaten Kaffee bevor wir den Bus nach Chalet-à-Gobet suchten. Die Männer hatten unsere fahrenden Hotelzimmer bereits auf dem dortigen Campingplatz installiert.